Samstag, 2. Januar 2010

Die Autoren des Projektes "Deutsch geht gut": Heute Que Du Luu


Sie ist eine der so genannten "Boat People": 1976 kam Que Du Luu nach Deutschland. Im Jahr 2007 bekam sie den renommierten Adalbert-von-Chamisso-Preis der Robert-Bosch-Stiftung.

Es war ein langer, abenteuerlicher und gefährlicher Weg von Vietnam nach Deutschland. Ihre Eltern und 52 andere vietnamesische Flüchtlinge charterten ein altes Schiff und flüchteten über das Meer nach Singapur und von dort nach Deutschland. Was schnell erzählt ist, war in Wirklichkeit eine Odyssee, die sie zwar in ihrem Roman "Totalschaden" nicht nacherzählt, aber das Thema Odyssee und Suche nach Heimat, auch der inneren, das ist das Thema der Schriftstellerin.
Heute ist Que Du Luu eine anerkannte Schriftstellerin, deren Muttersprache zwar vietnamesisch ist, die aber ihre Werke auf Deutsch verfasst. So wie den Roman "Totalschaden", für den sie 2007 ausgezeichnet wurde. Damit passt sie sozusagen voll in das Beuteschema von Roland Bender, der immer auf der Suche nach Autoren für das Projekt "Deutsch geht gut" ist. Die Freundeskreise der Sandschule und der Realschule im Aurain veranstalten alljährlich das Projekt, das Jugendliche zum Selberschreiben animieren soll. Dazu lesen fünf Autoren in allen Haupt- und Realschulen der Stadt. Die Autoren, wie Que Du Luu, schreiben alle auf Deutsch, aber das ist nicht ihre Muttersprache. In sich den Lesungen anschließenden Workshops sollen dann die Schüler dazu angeleitet werden, selbst zu schreiben.


Das Buch "Totalschaden" von Que Du Luu wird dabei sicher gut bei den Jugendlichen ankommen, denn sie trifft mit ihrer Sprache den Zahn der Zeit und den Nerv von Halbwüchsigen. Vordergründig geht es um die Lebensgeschichte von Patrick, aber tiefgründig geht es um die Suche nach sich selbst, nach seinen Wurzeln in der Odyssee des Lebens.

Und Patrick, Que Du Luus Protagonist, erlebt eine wahrhaftige Odyssee mit vielen Höhen und Tiefen. Ausgelöst wurde diese Odyssee durch seine Mutter und deren Idol, den längst verstorbenen Physiker Albert Einstein. Als sie diesen auf der Straße sieht, greift sie Patricks Vater ins Lenkrad. Sie verunglücken, der Vater stirbt, die Mutter muss in die Psychiatrie. Patrick kommt zur Tante, wo er der Außenseiter bleibt und ein Einzelgänger wird. Mit seiner Mutter will er nichts zu tun haben. Aber das Ereignis beeinflusst sein Leben bis heute. Er weiß nicht so recht, was sein Ziel im Leben ist, wohin er soll und was er will. Da hilft der Zufall ihm auf die Sprünge und die neu gewonnenen Freunde, vor allem Barbara, verhelfen ihm zu einer neuen Sicht der Dinge und zu einer Beziehung mit der psychisch kranken Mutter. Patrick, der sich immer gegen alles verschloss, niemandem vertraute und für sich alleine lebte, lernt zu vertrauen. Lernt menschliche Gefühle wie Liebe, Verständnis, Mitleid kennen. Dadurch findet er seine Heimat, bei sich.

Es ist erstaunlich, mit welcher Dichte die 36-Jährige in ihrem Erstlingswerk agiert. Und wie es ihr gelingt, diese Entwicklungsgeschichte eines jungen Mannes in eine spannende Handlung einzubetten. Dabei helfen der Autorin, die, bevor sie in Bielefeld Germanistik und Philosophie studierte, als Kellnerin, Altenpflegerin und in der Psychiatrie arbeitete, ihre Erlebnisse dort,

Que Du Luu erzählt die tragische Geschichte mit leisem Humor und vermeidet aufgesetztes Psychologisieren. Das macht zwar Patrick nicht gerade sympathisch, das Werk an sich aber schon. Man will nicht mehr weg von den Wörtern und am Ende hofft man nur auf eines: das nächste Buch von Que du Luu.

Info: Que Du Luu, "Totalschaden", Deutscher Taschenbuch Verlag, 8,90 Euro. Infos unter http://www.qluu.de.

Redaktion: GABRIELE SZCZEGULSKI
http://www.bietigheimerzeitung.de/bz1/news/stadt_kreis_artikel.php?artikel=4804047