Bischöfe sprechen von „Betroffenheit und Solidarität“ und Wunsch nach konstruktiver Zusammenarbeit
HANOI, 25. Januar 2010 (ZENIT.org).- Mit Sorge blickt der Vatikan auf die Entwicklung in Vietnam. Der Zustand des Ordenspriesters P. Anthony Nguyen Van Tang CssR bleibt weiterhin kritisch. Der Redemptorist wurde von Polizieienheiten "brutal zusammengeschlagen und bewusstlos in einem Blutbad zurückgelassen“, informierte der Orden.
Die Regierung lehne jede Verantwortung. In der St. Josephs-Kathedrale in Hanoi fand unterdessen am vergangenen Sonntag eine Gebetsvigil mit dem Weihbischof von Hanoi, Lawrence Chu Van Minh, statt, an der tausende Gläubige teilnahmen.
Nach dem Besuch des vietnamesischen Präsidenten Nguyen Minh-Triest im Vatikan, setzte man in Rom eigentlich die Hoffnung auf einen versöhnlicheren Kurs der Regierung gegenüber Christen (ZENIT berichtete).
Der vietnamesische Präsident hatte sich im Dezember erstmals mit Papst Benedikt XVI. getroffen und die Wünsche des Papstes entgegengenommen. Die Entwicklungen in den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Sozialistischen Republik Vietnam sind schon siet Jahren von vielen schmerzlichen Etappen und schwierigen Momenten, aber auch von Zeichen der Öffnung und neuer Hoffnung gekennzeichnet.
Aber die Hoffnungen auf mehr Verständnis verwandelten sich in Bestürzung über die jüngsten gewaltsamen Reaktionen und klaren Einschränkungen der Kult- und Religionsfreiheit.
Die Situation in der Pfarrei Dong Chiem in der Erzdiözese Hanoi hat sich rasch zugespitzt, wie Beobachter aus Vietnam dem Fidesdienst berichten. Nachdem am 6. Januar Polizeibeamte ein Kreuz auf einem Hügel in der Pfarrei Dong Chiem entfernt hatten, wurden Ordensleute und Gläubige, die sich zu friedlichen Protesten gegen ein solches Vorgehen versammelt hatten, festgenommen und misshandelt. Zuletzt wurde der Redemptoristenpater Nguyen Van Khai brutal zusammengeschlagen. Die Pfarrei wurde zudem von der Polizei umstellt, die jedem den Zugang verweigert.
„Es handelt sich um einen Übergriff auf ein religiöses Symbol, wie das Kreuz: wenn man es niederreißt hat dies eine Bedeutung, die über die einfache Geste hinausgeht“, so der Beobachter zum Fidesdienst. Die zuständigen Behörden teilten unterdessen mit, das Kreuz sei ohne Genehmigung auf einem staatlichen Grundstück aufgestellt worden. Die Gewalt gegen Demonstranten wurde in diesem Zusammenhang dementiert.
Die Erzdiözese Hanoi schreibt in einer offiziellen Stellungnahme: „Nachdem das Kreuz auf dem Berg Tho abgerissen und vernichtet wurde beeinträchtigen die Behörden den Glaubensgeist der Pfarrei weiter, indem sie den Pfarrer und die Gemeindemitglieder der Pfarrei Dong Chiem beleidigen und diffamieren. Gleichsam wurden hunderte Polizeibeamte stationiert, die die Pfarrei belagern und den Zugang verhindern“.
Mit Bezug auf diese grundlose Unterdrückung wird „die Familie der Gläubigen in der Erzdiözese“ dazu aufgefordert, „weiterhin für die Kirche in Dong Chiem und für die misshandelten und festgenommenen Gläubigen zu beten“, denn diese fügten das eigene Leid „dem Geheimnis des Kreuzes Christi hinzu“. Die Erzdiözese fordert abschließend insbesondere „die Achtung der Menschenrechte, damit im Land Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie herrschen kann“.
Die Bischöfe der Kirchenprovinz Nordvietnam unterstützen Erzbischof Joseph Ngo Quang Kiet von Hanoi in einem gemeinsamen Schreiben, in dem sie im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen „Betroffenheit und Solidarität“ zum Ausdruck bringen und die Haltung der Regierung und deren „Konflikte mit den verschiedenen Religionsgemeinschaften“ beklagen. „Die katholische Kirche möchte zum Aufbau einer großen vietnamesischen Familie beitragen, in der Frieden und gegenseitiger Respekt herrscht“, so die Bischöfe abschließend.
http://www.zenit.org/article-19647?l=german