Von Neidhart Christoph, Tokio
Basis für einen Währungsfonds
120 Milliarden Dollar stehen den Asean-plus-3-Staaten in Zukunft zur Verfügung, um Finanzkrisen aufzufangen. Darauf haben sich die Finanzminister und Zentralbankchefs der zehn Asean-Staaten und Chinas, Japans und Südkoreas geeinigt. Damit wird die sogenannte Chiang-Mai-Initiative, bisher ein Netz bilateraler Abkommen, auf eine multilaterale Basis gestellt. Dies schafft die Grundlage für einen Währungsfonds. Japan und China tragen zum Abkommen je 38,4 Milliarden Dollar bei, Südkorea 19,2 Milliarden und die zehn Asean-Staaten zusammen 24 Milliarden. (nh.)
Der Freihandel zwischen China und den zehn Asean-Staaten schafft den weltweit drittgrössten Handelsblock
31.12.2009-Am 1. Januar tritt das Freihandelsabkommen zwischen China und den Asean-Staaten in Kraft. Damit entsteht ein Wirtschaftsblock mit 1,9 Milliarden Menschen und einem internen Handelsvolumen von 470 Milliarden Dollar, davon knapp 200 Milliarden Dollar zwischen der Asean und China. Nach der EU und der nordamerikanischen Nafta ist dies der drittgrösste Handelsblock.
Dieses Freihandelsabkommen zwischen China und der Asean folgt einem Zweistufen-Muster. Morgen schaffen China und die sechs reicheren Asean-Staaten (Indonesien, Brunei, Malaysia, die Philippinen, Singapur und Thailand) 90 Prozent der Zölle ab. Die übrigen vier Staaten (Laos, Vietnam, Kambodscha und Burma) werden über die nächsten fünf Jahre nachziehen.
Marktöffnung für China
China und die Asean-Staaten sind in vielerlei Hinsicht komplementär. China verspricht sich vom Abkommen einen besseren Zugang zu den Ressourcen der Asean-Staaten. Diesen öffnet sich in China ein Markt von 1,3 Milliarden Menschen, vor allem für Produkte ihrer Leichtindustrie, etwa Getränke, Nahrungsmittel und Schmuck.
Ausserdem wird die südostasiatische Industrie künftig Halbfertigprodukte aus China günstiger beziehen, so im Textilien- und Schuhsektor. Profitieren wird auch die Elektronikindustrie, die ihre Produktion oft über verschiedene Länder verteilt. Laptop-Computer werden heute meist in China zusammengebaut, die Teile stammen jedoch meist aus mehreren Ländern Südostasiens.
Verschärfter Wettbewerb
Allerdings dürften sich gerade in der Leichtindustrie mit dem Freihandelsabkommen manche Wettbewerbe verschärfen, da China vorerst noch billiger produziert als die meisten Asean-Länder. Und die Stahlindustrie Indonesiens wird sich künftig gegen Hersteller aus China behaupten müssen. Sie hat bis zuletzt für eine Aufschiebung des 2002 unterzeichneten Abkommens geworben. Bei den Dienstleistungen und im Tourismus erwarten beide Seiten, sowohl die Asean-Staaten als auch China, vom Abkommen neue Impulse.
Die Asean wurde 1967 als Bollwerk gegen China und den Kommunismus gegründet, eine Reaktion auf den Vietnamkrieg. Vor allem nach der Asienkrise von 1997, die man in Asien IMF-Krise nennt, weil die Rezepte des Internationalen Währungsfonds die Lage verschlimmerten, gingen die Asean-Staaten etwas auf Distanz zu den USA und deren Kapitalimus. Und öffneten sich Chinas Offensive des Charmes, der Unterstützung und des Handels. In den Nullerjahren hat sich das Handelsvolumen zwischen China und den Asean-Staaten von weniger als 40 Milliarden Dollar auf fast 200 Milliarden verfünffacht. Es gab wegen der Finanzkrise heuer nur um 13 Prozent nach. Chinas Aussenhandel insgesamt verlor 17,5 Prozent. Manche Experten dämpfen deshalb die Erwartung: Das Freihandelsabkommen führe nicht zu einem «Big bang», dazu seien die Volkswirtschaften Chinas und der Asean bereits zu stark integriert. Andere erwarten jährliche Wachstumsraten des Handelsvolumens zwischen China und der Asean von 50 Prozent oder mehr.
Politik hinkt hinten nach
Die Asean ist, anders als die EU, kein homogener, zentral verwalteter Wirtschaftsraum mit möglichst einheitlichen Regeln, sondern ein vielschichtiges, heterogenes Geflecht. Sie ist kein politisches Projekt wie die EU, die Politik hinkt in Ostasien der Wirtschaft stets hinterher. Das zeigt sich auch daran, dass das Handelsvolumen rasant gewachsen ist, bevor die Zölle abgeschafft wurden.
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Ein-Freihandelsabkommen-fuer-19-Milliarden-Menschen/story/28035146