Montag, 17. Mai 2010

Gema sucht Machtprobe mit Google

Im Streit mit Google geht der Musikrechteverwerter auf Konfrontationskurs: Bezahlt der Internetkonzern nicht für Musikvideos auf dem Videoportal Youtube sollen Millionen Videos gelöscht werden. Auch internationale Rechteverwerter schließen sich dem Prozess an.
Der Musikrechteverwerter Gema hat die Verhandlungen mit Google um die Bezahlung von Musikvideos auf dem Videoportal Youtube abgebrochen. Gleichzeitig forderte die Gema den Internetgiganten auf, rund 600 "illegal genutzte" Musiktitel auf Youtube zu löschen beziehungsweise den Abruf aus Deutschland zu sperren.

"Uns geht es nicht darum, die Youtubeanwender abzustrafen. Wir wollen Google zeigen, was wir könnten, wenn wir wollten", sagte Gema-Direktor Urban Pappi. Zudem wolle man klären, ob Google sich für die Inhalte auf Youtube juristisch verantwortlich fühle.

An dem Vorgehen der Gema gegen Youtube beteiligen sich auch die Verwertungsgesellschaften aus Frankreich (SACEM) und Italien (SIAE) sowie die US-Verbände ASCAP, BMI und Sesac. "Gemeinsam repräsentiert dieser internationale Verbund etwa 60 Prozent des Weltrepertoires", erklärte Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der Gema. Google verwies darauf, dass Verwertungsgesellschaften aus aller Welt Vereinbarungen über Youtube abgeschlossen hätten, "einschließlich solcher in Großbritannien, den Niederlanden, Japan, Korea und weiteren".

Von der Gemaentscheidung zeigte sich Google "enttäuscht". Das Unternehmen bekräftigte, dass das erwirtschaftete Geld durch die Musikvideos zwischen Youtube, den Verwertungsgesellschaften und den von ihnen vertretenen Künstlern geteilt werden sollte. Man könne jedoch nicht erwarten, dass sich Youtube in ein Geschäft begebe, bei dem es jedes Mal, wenn ein Musikvideo abgerufen wird, Geld verliere.

Die Gema und Google streiten seit über einem Jahr um einen Verwertungsvertrag. Die Gema fordert eine "angemessene Vergütung" für Videos, der von ihr vertretenen Künstler. Google hatte in der Vergangenheit die Position der Gema als "völlig inakzeptabel" kritisiert, da Youtube damit bei jedem Abspielen eines Videos Verluste machen würde.

Ein vorläufiger Vertrag zwischen Google und der Gema war Ende März 2009 ausgelaufen. Seitdem erhalten die in der Gema vertretenen Künstler keine Tantieme (erfolgsabhängige Vergütung) mehr von Youtube.

http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:urheberrechte-gema-sucht-machtprobe-mit-google/50112436.html