Uwe Müller; Dirk Banse; Lucas Wiegelmann
Der ehemalige Bischof von Augsburg Walter Mixa hat sich zum ersten Mal selbst zu dem Anfang Mai bekannt gewordenen Missbrauchsverdacht gegen ihn geäußert. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen Verantwortliche in der Kirche. Mit Blick auf das vermeintliche Missbrauchsopfer sagte Mixa der "Welt am Sonntag": "Hätte man mit dem jungen Mann gesprochen, hätte sich sofort herausgestellt, dass es kein Opfer gibt, und man hätte sich eine Anzeige ersparen können."
Der Geistliche reagierte damit auf Recherchen der "Welt am Sonntag", nach denen höchste Würdenträger der Kirche maßgeblich daran beteiligt waren, dass Mixa zu Unrecht unter Verdacht geriet. "Diese Zusammenhänge kannte ich so noch nicht. Ich bin enttäuscht über das Verhalten der Verantwortlichen in der Kirche für diese Affäre", sagte Mixa.
Die falsche Anschuldigung gegen Mixa beruhte lediglich auf einer acht Sätze langen Notiz des Bistums Augsburg, die keinen konkreten Hinweis auf eine Straftat enthielt. Eine Traumtherapeutin aus dem Bistum fertigte auf Basis eines kolportierten Gerüchts über eine angeblich zu große Nähe Mixas zu dem Seminaristen eine Notiz, die der Augsburger Weihbischof Anton Losinger am 3. Mai dieses Jahres persönlich dem Münchner Generalstaatsanwalt übergab. Das angebliche Opfer erfuhr erst nach Presseberichten von dem Fall und wies den Verdacht umgehend als unbegründet zurück. Die Vorermittlungen wurden nach wenigen Tagen eingestellt.
"Die Anzeige, die der Staatsanwaltschaft vorgelegt wurde, ist eine Ansammlung von Banalitäten, die jeder bei Anwendung gesunden Menschenverstands als Unsinn erkennt, die nie einen Missbrauchsverdacht begründen kann", sagte Mixas Anwalt Gerhard Decker. Dagegen verteidigte Losinger das Vorgehen. Es habe "die volle Unterstützung der Bayerischen und der Deutschen Bischofskonferenz" gegeben. Weiter erklärte Losinger, das Bistum Augsburg sei verpflichtet gewesen, die Vorwürfe im Sinne einer neutralen Aufklärung der Staatsanwaltschaft zu übergeben.
Walter Mixa hatte am 21. April nach Prügel- und Untreuevorwürfen bei Papst Benedikt XVI. um seine Entlassung gebeten, die am 8. Mai angenommen wurde. Zuvor hatten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx und Weihbischof Losinger den Pontifex über die Anschuldigungen gegen Mixa unterrichtet.
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