Mittwoch, 31. März 2010

Zwei Angeklagte gestehen illegalen Anbau

Von Bernd Kaufholz
Reihe vorn (v. l.): die Rechtsanwälte Dieter Schulze, Volker Houben und Uwe Kühne, zweite Reihe (v. l.): die Angeklagten Pedro H., Tan Hoai P. und Quoc Cuong D. im Saal 5 des Landgerichts Magdeburg. Foto: B. Kaufholz Magdeburg.

Zwei der drei Angeklagten im bisher größten Prozess um den illegalen Anbau von Cannabis in Sachsen-Anhalt haben am zweiten Prozesstag den Vorwurf der illegalen Produktion von 5400 Hanfpflanzen in einem illegalen Gewächshaus in Atzendorf (Salzlandkreis) größtenteils gestanden.

Lediglich Pedro H. ließ durch seinen Verteidiger Dieter Schulze mitteilen: "Die Vorwürfe treffen nicht zu." Er habe die ehemalige LPG-Schweinemastanlage am Ortsrand von Atzendorf lediglich umbauen lassen, weil er dort Enten, Gänse und Schafe halten wollte. Er habe sein Hobby zum Beruf machen wollen.

Hinzu gekommen sei das Angebot eines Vietnamesen, der Teile der Halle als Lager nutzen wollte. Von ihm habe er eine große Bargeldzahlung erhalten, um die Pacht zu bezahlen und die Halle zu sanieren.

Das Dach des Gebäudes sei gedeckt und gedämmt und eine Zwischendecke eingezogen worden. Strom und Wasser seien bis zur Halle herangeführt worden.

Schulze betonte im Namen seines Mandanten, dass dieser "nach der Fertigstellung keinen Zugang mehr zu den Räumen gehabt" habe. Von der Nutzung als technisch ausgeklügelte illegale Aufzuchtstation für weit über 5000 Cannabispflanzen habe er nichts gewusst.

Dass etwas mit der Halle nicht stimmen könne, habe er sich gedacht, als das Verhalten der Vietnamesen immer eigenartiger wurde. Er habe vermutet, dass dort "etwas Illegales" passiere. Aber eigentlich habe er nicht wirklich wissen wollen, was dort ablaufe.

Zur Polizei habe er nicht gehen wollen, weil er Angst vor Rache gehabt habe.

Drahtzieher auf der Flucht

Tan Hoai P. räumte über Rechtsanwalt Volker Houben ein, mehrere Wochen auf der Drogenplantage gearbeit zu haben. Außerdem habe er Materialien zur Aufzucht und Verarbeitung der Drogenpflanzen eingekauft und in Magdeburg übernommen. Allerdings sei er weder der Betreiber der Profianlage gewesen noch habe er etwas mit dem geplanten Verkauf des Marihuanas zu tun gehabt.

Blumenerde, Dünger und Aufzuchttöpfe habe er im Auftrag von anderen Vietnamesen besorgt, weil er einigermaßen Deutsch sprechen kann.

Zum ersten Mal tauchte der Name "Nam" auf, dem mutmaßlichen Drahtzieher hinter den Angeklagten. Nam, verheiratet mit einer deutschen Frau und wohnhaft in Atzendorf, ist auf der Flucht. P. sagte gestern, dass er für Nam gearbeitet habe.

In der ersten Woche seiner "Gartenarbeit" in der Cannabisanlage habe er acht bis zehn Stunden täglich gearbeitet. Er habe umgetopft, gedüngt, gegossen und die Beleuchtung gewechselt. Ab Ende September 2009 auch nachts.

Er habe monatlich Geld bekommen. Grund für seine Tat sei seine "schlechte finanzielle Situation" gewesen. Er habe gewusst, dass er etwas Ungesetzliches tut.

Für Quoc Cuong D. sprach Rechtsanwalt Uwe Kühne. Sein Mandant habe sich im August 2009 ebenfalls um die Beschaffung von Materialien – Erde und Lampen – gekümmert. Er habe sich auch ein paar Euro hinzuverdienen wollen.

Zuerst habe er nicht gewusst, was in der alten Masthalle entstehen soll. Erst im Oktober 2009 habe er die Cannabispflanzen gepflegt, gegossen und umgetopft. Außerdem habe er saubergemacht und die letzten Tage, bevor die Sache aufflog, habe er für die Besatzung auch gekocht.

Nachdem er erfahren hatte, dass es sich um Drogen handelt, habe er weiter mitgemacht, um seine 400 Euro im Monat nicht zu gefährden.

Aufgrund der zwei Geständnisse will die 5. Strafkammer darüber entscheiden, ob diese Verfahren getrennt und die beiden Vietnamesen schneller abgeurteilt werden können.