Mittwoch, 31. März 2010

Cyber-Angriff auf Gegner von Bauxit-Mine in Vietnam

Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Hörfunkstudio Südostasien

In Vietnam werden Webseiten von Kritikern einer umstrittenen Bauxit-Mine offenbar gezielt mit schädlicher Software angegriffen. Das berichten Google und die Anti-Viren-Firma McAfee. Sie schließen eine Verbindung der Angreifer zur vietnamesischen Regierung nicht aus.

In Vietnam werden regierungskritische Blogger offenbar zurzeit mit infizierter Computer-Software angegriffen. Der Internet-Konzern Google teilte in seinem Blog zum Thema Internetsicherheit mit, dass ein breit gefächerter Angriff auf Computer in Vietnam festgestellt worden sei, vergleichbar einem zuvor in China durchgeführten Cyber-Angriff.

Danach könnten mehrere zehntausend Internet-Nutzer, die sich einen vietnamesischen Tastaturtreiber auf ihren Computer heruntergeladen haben, in Wahrheit eine infizierte Software erhalten haben, mit der die Festplatte des Computers ausspioniert werden könne, heißt es bei Google. Außerdem würden über die gekaperten Computer sogenannte "distributed Denial-of-Service"-Attacken (DDoS) gesteuert. Diese hätten sich speziell gegen politisch nicht genehme Blogs gerichtet, heißt es weiter. Bei solchen Angriffen werden Internetserver solange mit Anfragen bombardiert, bis sie nicht mehr erreichbar sind.

Gegner einer Bauxit-Mine angegriffen

Die Sicherheits-Software-Firma McAfee spricht auf ihrer Internet-Seite davon, dass die Programmierer des Trojaners, mit dem die Festplatten infiziert wurden, politisch motiviert seien und Verbindungen zur vietnamesischen Regierung haben könnten. Es würden gezielt kritische Blogger und Menschenrechts-Aktivisten angegriffen, die sich im Internet gegen eine umstrittene Bauxit-Mine im zentralen Hochland Vietnams ausgesprochen hätten.

Bei dem Projekt handelt es sich um ein gemeinsames vietnamesisch-chinesisches Vorhaben, das erst im November vergangenen Jahres vom Politbüro in Hanoi genehmigt worden war. Auf einer Fläche von über 3000 Hektar soll in zwei Minen Bauxit abgebaut werden, das für die Herstellung von Aluminium benötigt wird. Hauptabnehmer für das Aluminium soll China sein. Medienberichten zufolge sollen in der ersten Phase des Projekts 650.000 Tonnen Aluminium produziert werden und doppelt so viel in der zweiten Phase.

Umweltschäden und chinesischer Einfluss befürchtet

Wegen der Umweltbelastung durch das giftige Bauxit, von der vor allem die Bergvölker des vietnamesischen Hochlands betroffen sind, haben sich zahlreiche Umweltschützer, Dissidenten und Menschenrechtsaktivisten gegen das Projekt ausgesprochen. Einer von ihnen ist der bekannte Rechtsanwalt Le Cong Dinh, der erst im Januar wegen angeblichen Umsturzversuchs zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde.

Das Bauxit-Projekt ist nach Angaben des vietnamesischen Premierministers Nguyen Tan Dung eines der wichtigsten Vorhaben der Partei und des Staates. Vietnamesische Kritiker des Multi-Milliarden-Dollar-Projekts verweisen nicht nur auf die Umweltschäden, sondern befürchten auch einen zunehmenden chinesischen Einfluss auf die Politik und die Wirtschaft des Landes.

Auch soziale Netzwerke wurden schon lahmgelegt

Weil die Gegner des Vorhabens aus sehr unterschiedlichen Kreisen stammen, Umweltschutz, Menschenrechte und Politik, sieht die vietnamesische Regierung offenbar eine gesteuerte Kampagne. Medienberichten zufolge waren im November vergangenen Jahres in Vietnam bereits Facebook und andere soziale Netzwerke wie ""Viettalk24" vorübergehend stillgelegt worden, weil sich ein Netzwerk gegen das umstrittene Bauxit-Projekt im zentralen Hochland gebildet hatte.

http://www.tagesschau.de/ausland/vietnam120.html